Dokumentation Nachbarschaft digital

Nachlese und Dokumentation einer Tauschringveranstaltung am Dienstag, 3. Mai 2016  in der Galerie Prima Center, Biesentaler Straße

Inhalt

  1. Linkliste Nachbarschaft im Internet
  2. Nachbarschaft im Internet?
  3. Wer sucht so viel Kontakt zu seinen Nachbarn?
  4. Bestandsaufnahme relevanter Dienste für den Soldiner Kiez
    1. Facebook
    2. nebenan.de
    3. Polly & Bob
  5. Andere interessante (?) Dienste
  6. Fazit und Ausblick

1. Linkliste Nachbarschaft im Internet

Eine unvollständige Liste von Social Media-Diensten (Interaktivität), die Nutzer bezogen auf ihre Nachbarschaft (beispielsweise nach Postleitzahlen) untereinander vernetzen:

www.nebenan.de

www.pollyandbob.com/

Facebook-Gruppe des Weddingweisers:
www.facebook.com/groups/weddingweiser.pinnwand/

www.wirnachbarn.com

www.nextdoor.com (in den USA sehr erfolgreich)

www.fragnebenan.de

www.nachbarschaft.net

Links zu themenverwandten Diensten:

www.fairleihen.de

www.peerby.com

www.free-your-stuff.com/

www.groops.de

www.meetup.com und ganz konkret www.fablab.berlin

2. Nachbarschaft im Internet?

Allein die Anzahl der Dienste zeigt, dass die Vernetzung von Nachbarn über das Internet ein Trend und vielleicht auch ein „Markt“ ist.

Anlass für unsere Tauschring-Veranstaltung war, dass www.nebenan.de kürzlich im Kiez Werbung in die Briefkästen verteilt hat (gleich mit einem Anmeldecode) und wer Mitglied bei nebenan.de ist kann beobachten, dass sich jetzt tatsächlich eine Menge (bisher unbekannte) Kiezbewohner dort anmelden.

Weitergehend hatten die Weddingwandler[1] eine Woche vor unserem Treffen im Pankstraßenkiez eine Veranstaltung „Nachbarschaft online!?“ durchgeführt, bei der die Geschäftsführer von nebenan.de und pollyandbob.com Ihre Plattformen und Geschäftsmodelle vorgestellt haben.

Tatsächlich finden sich bei google für „digitale Nachbarschaft“ sehr viele und sehr unterschiedliche Treffer, zum Beispiel

3. Wer sucht so viel Kontakt zu seinen Nachbarn?

Der These, dass vor allem neue Kiezbewohner interessiert sind, auf diese Art passende nachbarschaftliche Kontakte zu erschließen, hat bisher niemand widersprochen.

Auch in Tauschringkreisen hört man gelegentlich Aussagen in der Art

„Ich bin eine Zeitlang sehr häufig umgezogen und dann habe ich mich lokal immer umgesehen, ob es einen Tauschring gibt, ich habe sehr gute Erfahrungen gemacht.“

Langjährige Kiezbewohner haben einen zuverlässigen Nachbarn, der beispielsweise während dem Urlaub die Blumen gießt und die Katze füttert?

Mit wie vielen Nachbarn möchte man tatsächlich guten „Kontakt“ pflegen? Das wird im Einzelfall unterschiedlich sein.

Wer Berührungsängste hat, bei fremden Nachbarn einfach zu klingeln, dem fällt die beiläufige Kontaktaufnahme über das Internet vielelicht leichter.

Es gibt keinen Grund, sich jetzt in allen möglichen Portalen anzumelden. Man kann gelassen abwarten, ob einer der Dienste sich für die eigene Nachbarschaft überhaupt relevant entwickelt.

Tatsächlich kann man die einzelnen Portale aber benutzen, um Werbung für eigene Veranstaltungen zu machen und hier vielleicht neue Zielgruppen erreichen.

Natürlich kann man umgekehrt auch Werbung für den einen oder den anderen Dienst machen, damit möglichst viele Kiezbewohner in demselben Portal aktiv werden.

4. Bestandsaufnahme relevanter Dienste für den Soldiner Kiez

4 a Facebook

Wer bei Facebook aktiv ist und sich auf die eine oder andere Art mit dem Wedding verbunden fühlt, wird bereits Mitglied der Facebook-Gruppe „Weddingweiser Pinnwand“ sein.
https://www.facebook.com/groups/weddingweiser.pinnwand/

Hier werden Gebrauchsgegenstände (z. B. Möbel, Kleidung, Kinderspielzeug, Bücher, Bastelmaterial) gegen Geld oder auch zum Verschenken angeboten. Hier werden Hotelzimmer gesucht (meine Familie kommt), Ärzte empfohlen, WG-Zimmer angeboten/ gesucht, Besitzer für entlaufende Haustiere gesucht (Hunde, Katzen, neulich ein Graupapagei), und vieles mehr.

Es gibt weitere Facebook-Gruppen, die für Akteure des Soldiner Kiezes interessant sein können, zum Beispiel

Natürlich ist nicht jeder Nachbar (aktives) Mitglied bei Facebook.

Wird man Personen, die Facebook beispielsweise aus Datenschutzgründen ablehnen oder die ihr Socialising grundsätzlich  lieber im realen Leben organisieren, für einen digitalen Nachbarschaftsdienst überhaupt gewinnen können und wäre das überhaupt erstrebenswert?

Kann man umgekehrt über das Internet reale nachbarschaftliche Aktivitäten befördern?

These: Die tatsächlichen Zielgruppen der geförderten Stadtteilarbeit wird man in nachbarschaftsorientierten Social Media-Kanälen nur vereinzelt antreffen[2]. Aber vielleicht lässt sich der eine oder die andere neuzugezogene Nachbar/in immerhin als Interessent/in für die lokale Nachbarschaftsarbeit gewinnen.

4 b nebenan.de

Nach Teilnahme an der o.g. Veranstaltung im Pankstraßenkiez kann über nebenan.de und ebenso Polly & Bob die eine oder andere Aussage gemacht werden, die aus der Website selbst nicht hervorgehen.

Es handelt sich bei nebenan.de um ein „normales“ Startup mit 500.000 € Venture Capital.

Der Soldiner Kiez hat zurzeit (Stand 16.5.2016) 218 Mitglieder. Dabei ist die von nebenan.de definierte und beworbene Fläche kleiner als das QM-Gebiet, Wollankstraße und deren Nebenstraßen gehören nicht dazu.

Mitglieder müssen sich mit ihrem Klarnahmen und ihrer korrekten Adresse anmelden, der Betreiber der Plattform behält sich vor die Identitäten und Adressen zu prüfen. Für Mitglieder untereinander ist neben dem Klarnamen die Straße (ohne Hausnummer) deutlich erkennbar. Es gibt vereinzelt Bedenken von Nutzern, die in kurzen Straßen (wenige Hausnummern) leben, weil sie von Fremden  leicht gefunden werden können.

Der Dienst ist kostenlos und will zukünftig Einnahmen durch lokalen Einzelhandel erzielen, der gegen Gebühren „Anzeigen“ schalten kann. Ob diese Art Geschäftskonzept überhaupt tragfähig ist, wird in verschiedenen Kiezen unterschiedlich sein.

Es gibt für den Soldiner Kiez erste GRUPPEN, beispielsweise zu den Themen GARTEN,
WERKZEUG VERLEIHEN[3], KIEZKINDER[4] und FOODSHARING.

Man kann VERANSTALTUNGEN erstellen – Kiezklang und Kolonie Wedding haben das bereits je einmal gemacht.

Der Geschäftsführer von nebenan.de ist stolz auf die Regelungen zu Mitgliedschaft und Datenschutz, die AGBs passen auf eine DIN A4-Seite.

Natürlich kann man die Entwicklungen von nebenan.de auch auf Facebook verfolgen, dort wird insbesondere auch die zunehmende bundesweite Ausbreitung (kürzlich Dresden und Stuttgart) bekannt gegeben. https://www.facebook.com/nebenan.de

4 c Polly & Bob

Wer sich die richtige Adresse nicht merkt und im Internet www.pollyandbob.de eingibt, wird nach www.nebenan.de umgeleitet. Tatsächlich hat der Geschäftsführer von nebenan.de sich die
DE-Konkurrenzadresse gesichert[5] und versucht offenbar Irrläufer des Wettbewerbers für den eigenen Dienst einzusammeln.
Die korrekte URL von Polly & Bob lautet www.pollyandbob.com

Die eigentliche Plattform für nachbarschaftliche Interaktionen im Internet wird erst am 6. Juni 2016 gestartet. Hoffentlich läuft alles glatt, denn für den Dienst konnten nur 30.000 € Privatkapital eingesetzt werden. Im Vergleich zu nebenan.de also ein David gegen Goliath.

Polly & Bob macht aber schon seit Wochen mit sehr ansprechenden Veranstaltungen auf sich aufmerksam: Es gibt „Singing Wohnzimmers“, „Running Dinner“, Kiezbarometer, „Heroes oft he Neighbourhood“ und sehr bekannt sind die Hinterhofflohmärkte. Der nächste berlinweite Hinterhofflohmarkt ist am Sonntag 17. Juli 2016, Gesundbrunnen war beim letzten Mal mit zwei Orten dabei.

Zitat von der Website:

„We are on a mission to change the way we live together in the neighborhood.“

Das ist ein ganz anderer Ansatz als vergleichbare Dienste und steht einem Quartiersmanagementgebiet von allen Zielen und Werten her viel näher.

Dieser Dienst wird zukünftig gebührenpflichtig sein, konkret 2 €/ Monat. Es ist geplant, die Hälfte dieser Einnahmen für den Betreiber/ die Infrastruktur des Portals zu verwenden. Die andere Hälfte der Einnahmen werden die jeweiligen Kiezgruppen selber lokal sinnvoll einsetzen.

Wer sich jetzt schon bei Polly & Bob anmeldet (insbesondere vor dem 6. Juni) kann den Dienst drei Jahre lang kostenlos nutzen. Das gilt für die ersten 100 Mitglieder einer Postleitzahl, der Zuschnitt einer „Nahbarschaft“ wird jedoch erst nach Sichtung der Anmeldungen verbindlich festgelegt. Aktuell (Stand 16.5.2016) gibt es für die PLZ 13359 (recht genau Soldiner Kiez) 8 Anmeldungen, da ist also noch reichlich Luft für kurzfristige kostenlose Mitgliedschaften.

Gegen das Argument, ein kostenloser Dienst sei doch grundsätzlich besser (weil billiger) führen erfahrene Anwender ins Feld, dass wir IMMER bezahlen, bei kostenlosen Diensten in der Regel mit unseren Nutzerdaten für die Vermarktung an Werbekunden.

Polly & Bob bietet uns (aus heutiger Sicht) im Soldiner Kiez mehr Möglichkeiten, mit konkreten Veranstaltungen (die wir ggf. sowieso durchführen) sinnvoll zu kooperieren.

5. Andere interessante (?) Dienste

digitale-nachbarschaft.de
Wenn man digitale Nachbarschaft bei google eingibt, findet man sehr schnell ein Angebot, dass genau so heißt, von der Sache her aber anders gedacht ist, konkret www.digitale-nachbarschaft.de

Es handelt sich um ein Projekt „Deutschland sicher im Netz“, gefördert durch das Bundesministerium des Inneren „mit Unterstützung von google“. Logoleisten sind ja tatsächlich auch interessant.

„Deutschland sicher im Netz ist zentraler Ansprechpartner für Verbraucher und Unternehmen zu Fragen der IT-Sicherheit. Der Verein stärkt das Vertrauen in digitale Dienste und Technologien durch Aufklärungsarbeit, die Menschen wirklich erreicht.“

Über digitale-nachbarschaft.de  werden kostenlose Kurse zu Internet und Internetsicherheit angeboten und es werden Leute gesucht, die als SCOUT in ihrer Nachbarschaft entsprechendes Wissen weitergeben. Auch hier also ein Bezug zu Nachbarschaft, aber ganz anders gedacht und nicht mit Social Media verknüpft.

www.meetup.com
Während der Veranstaltung am 3. Mai sprachen wir auch über www.meetup.com . Dieser kostenlose Dienst ist weniger nachbarschaftlich orientiert, meetup bietet die Möglichkeit überregional (für uns ggf. überbezirklich) zu Fachveranstaltungen oder Arbeitsgruppen einzuladen.

Ganz konkret sprachen wir in diesem Zusammenhang auch über www.fablab.berlin deren Selbstdarstellung auf der entsprechenden Website soll hier als Querverweis genügen:

„Das Fab Lab Berlin ist eine offene Entwicklungswerkstatt. Wir bieten jedem Interessierten Zugang zu High-Tech Werkzeugen wie 3D Druckern, Lasercuttern, CNC Fräsen, Mikrocontrollern, CAD Software, aber auch Handwerkzeug und Holzbearbeitungsmaschinen und fast allen anderen Tools, die man zum Erfinden braucht. Wir sind Teil des internationalen Fab Lab Netzwerks und bieten kompakte Einführungskurse an, die den TeilnehmerInnen einen einfachen und sicheren Einstieg in die Nutzung unserer Technologien ermöglichen.

Freitag Abend ist Open Lab Day! Die beste Gelegenheit uns kennenzulernen. Die Tour startet um 17:30 Uhr.“

Diese Art Veranstaltungen findet über www.meetup.com offenbar (einen Teil ihrer) Mitglieder.

6. Fazit und Ausblick

Bei www.pollyandbob.com anmelden, ganz schnell, solange es noch  kostenlos ist, denn der Dienst könnte für uns spannend werden, vielleicht erst längerfristig.

Das Thema „Nachbarschaft digital“ fand im Kiez eine Menge interessierte Aufmerksamkeit, auch wenn nicht alle zu dem Treffen am 3. Mai kommen konnten, gibt es mehrere, die sich sehr für dieses Protokoll interessieren.

Es ist immer sinnvoll und weiterführend, über das Internet da draußen ganz konkret persönlich zu sprechen. Die nächste inhaltliche passende Veranstaltung wird ein Kiezpalaver des Soldinerkiezvereins zum Thema Wikipedia lokal! Wie stellen sich Wedding und Gesundbrunnen und einzelne Einrichtungen dieser Ortsteile in der Wikipedia dar?

Wir werden gemeinsam recherchieren und es findet sich bestimmt eine Menge Lokalwissen der Teilnehmer, das in der Wikipedia noch fehlt.

Die Wikipedia hat seit einiger Zeit eine Arbeitsgruppe für den Wedding, Mitglieder dieser AG nehmen an der Veranstaltung teil.

Wikpedia Lokal! findet statt am Mttwoch, 8. Juni 2016 ab 19 Uhr, der Ort wird zeitnah bekannt gegeben.

 

[1] http://weddingwandler.de/

[2] Es kommt natürlich auf den Einzelfall und die konkreten Zielgruppen an. Zu Beginn der Gewerbeförderung im Soldiner Kiez 2006 wurden tatsächlich über Recherche nach Postleitzahl und einzelne Kontaktaufnahme in dem Netzwerk www.xing.de wertvolle und tragfähige Kontakte erschlossen. Xing ist allerdings eine Plattform für Geschäftsleute.

[3] Eine Leiter, eine Stichsäge, ein Imbusschlüssel und dergleichen wurden gesucht und gefunden.

[4] Der Geschäftsführer von nebenan.de erzählte, dass der Dienst für ihn persönlich als „junger“ Vater in seiner privaten Nachbarschaft in Friedrichshain sehr erfolgreich war.

[5] Man kann das unter www.denic.de nachvollziehen.

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